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  • AutorenbildEckart Hübener

Die Wedem im Dorff Rambow: Zur Geschichte des Pfarrhofs

Unser Hof ist schon immer eine Wedem, dh., die Kircheninsel. Ein erstes Pfarrhaus stand bis 1798 am Brunnen. Rambow war Bauerndorf mit 15 Höfen sowie 5 Kossaten. Im 30jährigen Krieg völlig zerstört, wurde es wurde durch dens schwedischen General Carl Didriksson Ruuth auf dessen eigene Kosten wieder aufgebaut.

Der jetzige Alte Pfarrhof stammt von 1798, aus der Amtszeit von Pastor Enoch Friedrich Studemund (1771-1806). Warum in seiner Amtszeit der schöne Keller immer wieder im Wasser ertrank - das fragen Sie bitte den Hausherrn.

Die alte Karte von 1756 zeigt Rambow als stattliches Dorf, länger und breiter als heute, mit einer Wind- und einer Wassermühle. Spätere Karten aus dem 19. Jhd. zeigen auch interessante Hausformen, wie zB. ein Rundhaus mit Kegeldach aus Reet.

In Rambow lebten Bauern, Schneider, Weber, Schmied und Tischler, Jäger, Müller, ein Schulmeister und Kantor, ein Gastwirt und ein Pastor. Das waren die Männer. Dazu kommen die Frauen und zahlreichen Kinder - insgesamt etwa 100 Personen (heute 45).

Der Adelshof war in Ulrichshusen, ein Sitz der uralten Familie Moltzan/von Maltzahn.


Bauerndorf blieb Rambow bis etwa 1860, dann wurden die letzten Höfe abgerissen. Rambow wurde zum Gutsdorf (Nebengut zu Moltzow) degradiert. An die Stelle der Bauernhöfe im ganzen Dorf der Kirche traten nun Tagelöhnerkaten, dazu eine "Schnitterkaserne" für polnische Erntearbeiter und ein grosses Restgut mit Stallung und Scheune - der heutige Ortsteil "Rambow Hof". Die restlichen 4 alteingesessenen Bauern wurden auf Erbpachthöfe im Außenbereich ausgesiedelt. Ihre Höfe sind noch als Ruinen vorhanden, ebenso die Mühlen. Einen Bäcker und Müller hatte Rambow bis 1965, die Mühle allerdings brannte 1927 durch Blitzschlag ab.



Dorfkirche zu Rambow

Das Gut Ulrichshusen wechselte oft die Besitzer und Pächter und Gläubiger nahmen das Ihre und auch das, was ihnen nicht wirklich gehörte. Seit 1820 wurde am Dorf, an der Kirche und am Pfarrhof wenig gebaut, sondern mehr abgerissen. Das prächtige Pfarrhaus versteckte man hinter Ställen. An die Stelle der großen Pfarrscheune trat ein kleiner Pferdestall mit Remise für die Pferde des Gutsherrn, wenn er zur Kirche kam. Vieles war von Armut und Mangel geprägt.

Bis 1842, solange Rambow noch zu Ulrichshusen gehörte (dh. dass der Patron der Kirche dort ansässig war), hatte das Dorf auch Anteil am relativen Wohlstand des Landes Mecklenburg. Das änderte sich, als 1842 Ulrichshusen an Basedow verkauft und das Patronat (über Kirche und Pfarre) an Moltzow überging.

Seit dieser Zeit ging es mit Rambow nur bergab, es war ständiger Rückbau und Verarmung zu erkennen. Die Besitzersfamilie fühlte sich selbst arm und reduzierte alles, was Ausdruck oder Glanz der Dörfer hätte zeigen können. Vom ehemaligen Stolz und Glanz des Landadels war nicht viel geblieben. Ein sozialkonservatives Milieu des Adels kam voll zum Tragen. Ein damaliger Besitzer, schrieb eine Rede an mein Volk (1848), in welchem er grundsätzlich vor Wahlrecht zum Landtag warnte. Fritz Reuter verspottet diesen Adligen als "Herrn von Rambow" in seinem Roman"Ut mine Stromtid"..


Die Verpachtung der Kirchen- und Pfarrländereien ans Gut liess auch die Kirche verarmen. Jahrelang aufgelaufene Pachtschulden führten zu häufigen Prozessen, ohne dass sich etwas besserte. Das Landgut Moltzow wurde infolge der überholten Guts-Wirtschaftsweise sehr arm und war 1945 mit einer halben Million Reichsmark verschuldet. Die Bodenreform (1946) teilte das Gut auf, enteignete die Besitzerfamilie, aber raubte für 50 Jahre auch den kirchlichen Landbesitz.

Allerdings ist Armut ein guter Denkmalpfleger.

Manchmal.

Das Trinkwasser kam aus dem Hofbrunnen (2011 saniert und mit Brunnenhaus wiederhergestellt).



Alte Ansicht


Das Haus atmet eine ländliche und erdnahe Fröhlichkeit.:

Im Hausinnern gab es zwei offene Feuerstellen mit Gewölbe (Schwibbogen) mit offenen Rauchabzug durchs Dach. Etwa 1849 wurden Schornsteine und 1870 neue Kachelöfen eingebaut. Die Kacheln sind aus dieser Zeit.

Auffällig sind die breiten Türen, 1,20 m. Man konnte durch sie auch paarweise eintreten. Man konnte eine beendete Tafel aulfheben, ohne sie abzuräumen.

Auf zwei Türen im Obergeschoß, einem wenig genutzten Raum, fanden wir beim Renovieren die originale, lebensfrohe Blumenbemalung auf Türen, die offensichtlich noch aus dem Vorgängerbau stammten und die noch auf ihre Restaurierung warten.


Originale Türbemalung

Man betrat das Haus über die Mitteldiele (8x5m) mit Sandsteinboden oder Lehm, seit 1905 mit den Sechseckfliesen der Fa. Caesar gefliest.

Die Treppe wurde 1905 verkleidet und ist erst seit kurzem wieder voll sichtbar. Unter dieser Treppe war die Tür zur Küche. Der Fuboden der Küche (heute großes Familienzimmer Wohnung. 1) war Backstein, also im Winter bei Nässe leicht angefroren.

In einer Kammer(heute Bad) hinter der Küche wohnte die Magd, die früh als erste das Feuer schürte, Dort war auch Speisekammer und Wirtschaftseingang (heute Kaminzimmer Wohnung 1, mit Treppe).

Die Haupträume rechts und links in der Diele, schon erkennbar an den breiten Dielen und den aufwendigeren Türen, lagen zum Hof. Rechts wohnte später die Pächtersfamilie, links die Pastorenfamilie. Das Wohnzimmer hat eine Veranda zum Park. Kinderzimmer mit niedriger Tür und das Schlafzimmer besaßen je ein Trockenklo. Viele Türen haben noch originale Türklinken und Schlösser.

Im Obergeschoss zog sich ein langer Gang von einem Giebel zum anderen, erst 1902 wurden weitere Wohräume (Kleines Familienzimmer Wohnung 1, Küche Wohnung 2) eingebaut.

Die heutigen Holzglastüren teilen die Wohnungen vom Langflur ab. Sie wurden sorgfältig nach altem Muster gefertigt. Die alten Türen vom Gang übermitteln das ursprüngliche Flair. Die schrägen Kammern dienten nur der Lagerung von Korn, Äpfel und anderem Obst, Nüssen und Tabak.

Im Dachgeschoß befand sich nur eine Räucherkammer, deren alte Balken sandgestrahlt wieder aufgebaut wurden. Eine kleine Wohnung (Wohnung 3 Antonia-Alva) und der Seminar- und Meditationsraum haben hier ihre absolute Abgeschiedenheit.

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